Wildgrube - Ahnenforschung, Familienforschung, Genealogie, Stammbäume
Die Familie Wildgrube hat ihren Ursprung im ehemaligen Kurfürstentume Sachsen (Kursachsen). Peter Wiltgrube erscheint im Jahre 1437 als Mitglied der Fleischerinnung Wittenberg (er wird 1925 in einer Festschrift zum 500jährigen Jubiläum der Fleischerinnung Wittenberg erwähnt). Er war Fleischermeister und starb im Jahre 1459. Thomas Wiltgrube aus Prettin, geboren um 1484, studierte seit 1502 an der Universität Wittenberg und erhielt durch den sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Weisen die Adelsrechte; er durfte sich nun Thomas Wiltgrub de Prettin nennen. Etwa zeitgleich lebte Laurentz Wiltgrube aus Axien bei Prettin. Er ist dort 1510 als Hüfner bezeugt. Wahrscheinlich war er ein Bruder des Thomas, da beide aus der Prettiner Gegend stammten.
Kursachsen entstand im Jahre 1356 durch die Erhebung des Herzogtums Sachsen-Wittenberg zum Kurfürstentum. Es bestand bis zum Jahre 1806 und ging dann im Königreich Sachsen auf. Zuerst gehörte das Kurfürstentum den Askaniern, welche Herzöge von Sachsen-Wittenberg waren. Als im Jahre 1422 der Kurfürst Albrecht III. ohne ordentlichen Nachkommen starb, wurde ein Jahr später der wettinische Markgraf Friedrich mit Sachsen-Wittenberg belehnt und dadurch neuer Kurfürst. Seit 1539 war Kursachsen im Glauben lutheranisch geworden. Vom 16. Jahrhundert an bestand Kursachsen aus 7 Kreisen, von denen einer der Kurkreis war; hier lebte auch die Familie Wildgrube.
Im Juli 1548 immatrikulierten die Brüder Johannes und Antonius Wildegrube an der Universität zu Wittenberg. Sie waren die Söhne des Herzberger Diakons Johannes Wiltgrub (Johannes et Antonius Wildegrube, fratres et filii diaconi Hertzberck). Johannes Wiltgrub senior war 47 Jahre zu Herzberg Diakon gewesen und wurde danach Kaplan. Johannes Wiltgrub junior war Kantor zu Belgern und wurde am 13.11.1555 über Oschatz nach Lausen zum Pfarramt berufen. Sein Sohn hieß ebenfalls Johann und verließ die Schule im Jahre 1576. Maria Wildgrube, die Tochter des Ortrander Bürgers Melchior Wildgrube, heiratete den Pfarrer Matthäus Cundisius, dem sie den bekannten Theologen Gottfried Cundisius 1599 in Radeberg gebar. Melchior Wildgrube war ein Nachkomme des Johann Wildgrube, welcher Pfarrer zu Ortrand war.
Am 16.03.1581 wurde Hans Wildgrube in Gollma bei Delitzsch (Sachsen-Anhalt) getauft, am 29.01.1583 Christoffel Wildgrube, am 30.07.1586 Lorentz Wildgrube, Marta am 22.11.1588, Christina am 25.09.1590, am 22.01.1593 Valentin Wildgrube, am 07.10.1594 Martin Wildgrube, am 05.02.1597 Heinrich Wildgrube; sie waren die Kinder des Hans Wildgrube (gestorben am 17.08.1598 oder erschlagen am 23.05.1604; es gab da zwei Männer gleichen Namens) und Gerdraut, der Tochter des Augustin Schmit (Heirat 1579). Dieser Vater Hans war höchst wahrscheinlich ein Sohn des Christoff oder Stoffel Wildgrube aus Selbitz gewesen (siehe Stammbaum Werner Wildgrube). Hans Wildgrube junior heiratete Catharina und ließ seine Tochter Maria am 07.05.1608 und seine Tochter Marta am 26.05.1610 taufen. Am 15.06.1607 ließ Peter Wildgrube, Kuhhirte aus Doberstau, später wohnhaft in Schwerz, seine Tochter Magdalena Wildgrube taufen, am 31.08.1609 seinen Sohn Jacob Wildgrube. Es ist interessant, daß Vater Hans Wildgrube aus Gollma seinen erstgeborenen Sohn nach sich selber auch "Hans" nannte, den 2. Sohn nach dem Großvater Christoffel und den 3. Sohn nach dem Urgroßvater Laurentz. Wir kennen die Vorfahren des Laurentz nicht, doch wurden dem alten Hans Wildgrube noch weitere Söhne geboren, nämlich Valentin, Martin und Heinrich; deswegen ist anzunehmen, daß dies die Namen des 2., 3. und 4. Urgroßvaters sind.
Die Wildgrubes vom Stammbaum des Werner Wildgrube kamen aus dem Dorfe Selbitz bei Wittenberg und zuvor aus Axien bei Prettin. Die Familie Wildgrube lebte dann mehrere Generationen in dem Ort Kerzendorf. Die Wildgrubes besaßen dort den Dorfkrug, den jeweils der älteste Sohn übernahm. Bereits Peter Wildgrube aus Selbitz übernahm durch Einheirat als Erbkrüger die Kerzendorfer Schenke und vererbte sie an seinen erstgeborenen Sohn Andreas weiter. Später zog ein Wildgrube weiter nach Pflügkuff bei Treuenbrietzen und sein Sohn von dort nach Schlalach. Von Schlalach gingen mehrere Mitglieder der Familie nach Berlin und hatten dort Nachkommen.
Kerzendorf soll seinen Namen von den Irrlichtern haben, welche in dem ehemaligen Sumpf westlich des Dorfes wie Kerzen aufleuchteten. Dieser Sumpf war ein verlandeter Teich. Kerzendorf besitzt eine umgebaute Wehrkirche, die aus dem Dreißigjährigem Kriege stammt. In jener Zeit wurde das Dorf mehrmals zerstört und immer wieder aufgebaut worden. Im Jahre 1513 gehörte Kerzendorf zum Amt Zahna. Kirchlich gehörte es im 16. Jh. zu Boßdorf, später zu Straach. Heute gilt es als Teil von Wittenberg.
Der Ort Wildgrube nahe der Schwarzen Elster im ehemaligen sächsischen Kurkreise (heute Kreis Elbe-Elster) im Amt Liebenwerda dürfte vielleicht der Namensgeber der Wildgrubes sein, oder der Ort wurde womöglich von einem Wildgrube gegründet. In den Jahren 1300 und 1311 wird der Ort als "Wiltgrube" urkundlich erwähnt (Quelle: Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, 1968), 1309 als "Wolfgrube", 1335 als "Wyltgrube" und "Wiltgruebe", 1400 als "Wiltgrueffe", 1505 als "Wiltgrube", und 1550 als "Wildtgrube". Mundartlich wurde der Ort "Wildgruwa" oder "Wildjruwa" genannt. Da der Name deutsch und nicht wendisch ist, kann man davon ausgehen, daß er von deutschen Einwanderern mitgebracht wurde.
Wildgrube auf einer Karte des Amtes Liebenwerda von 1753
Wahrscheinlicher aber ist es, daß die Wildgrubes ihren Namen von dem Ort Wildgrube haben, der heute nur noch als Wüstung bekannt ist. Dieses ehemalige Dorf Wildgrube befand sich zwischen den Dörfern Mönchenhöfe, Holzdorf und Großkorga nahe dem Fluß Schwarze Elster im ehemaligen Landkreis Schweinitz. Im selben Landkreis lag ja auch das Dorf Axien, wo Laurentz Wiltgrube 1510 seinen Hof hatte. 1421 hieß das Dorf "Wiltgrube".
Im mährischen Schlesien gibt es die Gemeinde Wildgrub (tschech. Václavov u Bruntálu) mit den Orten Ober- und Nieder-Wildgrub (Horní Velkruby und Dolní Velkruby, vorher auch Horní Vildgrub und Dolní Vildgrub); die Gemeinde führt eine Wolf im Wappen. Der Name Wildgrube leitet sich von "Wolfgrube" ab. Die Bewohner des Ortes Wildgrube an der Schwarzen Elster wissen noch heute, daß ihr Dorf früher einmal "Wolfgrube" geheißen hat. Die dortige Flur heißt "Wolfsgrube" (Mtbl. 4446, Matthies 1960: "Wolfsgrube" ist hier als Flurbezeichnung bekannt). Aus dem deutschen "Wolf" wird im Wendischen ein "wilc", welches wiederum durch einen volksetymologischen Prozeß zu "wild" wird. Das können wir z. B. an dem Wort "Wildschur" für "Wolfspelz" sehen. Im Polnischen wird aus "Wolfspelz" das Wort "wilczura", daraus wieder im Deutschen "Wildschur". So ist auch Wildgrube einst aus Wolfgrube entstanden, wie der vorliegende Text aus Diplomatarivm ilebvrgense - Urkundensammlung zur Geschichte und Genealogie der Grafen zu Eulenburg beweist:
Wolfgrube, Wolfgrove oder Wulfgrove ist der Name eines alten niedersächsischen Rittergeschlechtes aus dem Stamme der Wolfgrowinge, welche auch bisweilen Wltcrove genannt wurden. Viele niedersächsische Adlige verkauften im 13./14. Jh. ihre Güter im Westen, um sich weiter östlich im heutigen Sachsen anzusiedeln. Das Geschlecht führt seine Herkunft auf Widukind von Wolfenbüttel (+ um 1118) zurück. Widukind von Wolfenbüttel war ein Nachkomme der Edlen und Grafen von Schladen, wahrscheinlich ein Sohn des Grafen Eiko v. Schladen. Dieser stammt wiederum von den Edelherren von Dorstadt ab. Es besteht außerdem eine Stammesverwandtschaft mit den Herren v. Asseburg, v. Berwinkel, v. Winterfeld, v. Apenburg und mit denen v. Bartensleben.
Nachzeichnung des Siegels des Guncelin (Gunther) von Wolfenbüttel von 1219. Er war ein Urenkel Widukinds.
Urkundlich erwähnte Wolfgrubes sind:
- Thidericus Wolfgroue, 1226
- Hoger, 1233
- Die fünf Brüder Berthold, Bertram, Dietrich, Hoyer und Themar, genannt Wlfgrovinge, um 1235: Berthold und Bertram hatten während der Minderjährigkeit der anderen drei Brüder dem Kloster Walkenried eine halbe Hufe in Stötterlingen (heute Sachsen-Anhalt) verkauft. Nach dem Empfang von 6 Mark verzichten die drei jüngeren Brüder auf weitere Ansprüche an der Hufe.
- Hogerus Wulfgrove, 1238, 13.04.1246, 1257 und 1260
- Ritter Heinrich Wolfgrove, 1250
- Hogerus und Bertoldus Wulfgrove, 1251
- Die Ritter und Brüder Hoierus und Tydericus (Dietrich) Wolfgrube, 1258, siehe Abbildung:
- Der Ritter Heinrich, 1258, 1260 und 1267 (Heinrich Wulfgrove von Stederdorf). Das an einer Urkunde befindliche Siegel Heinrich Wulfgroves von 1267 trägt die Umschrift: + S(IGILLUM) HENRICI WLFGROVE DE STEDERTHORP (Klosterarchiv Wienhausen, Urk. Nr. 72). Am südlichen Ortsrand von Stederdorf, in der Straße "Am Wehrturm", stand einst die Burg, welche später an die Herren von Oberg verkauft wurde. Nach dem Bericht der Oberberger an den Herzog im Jahre 1655 besaßen ihre Vorfahren in dem Dorfe einen
- Die Brüder Heinrich und Berthold, 1259: Henricus et Bertoldus fratres dicti Wolfgruven
- Hoyer Wlfgroue, Subdiakon, 03.07.1259 (Calenberger Urkundenbuch)
- Johannes und Thidericus Wolfgroue sowie Henricus Wolfgrove, 24.02.1266 (Calenberger Urkundenburch)
- Berthold, 1272 und 1286, Scholaster in Hildesheim, 1302 Vize-Archidiakon auf der Neustadt
- Die Brüder und Ritter Thideric und Hoger, 1298
- Der Knappe Heinrich Wulfgrove verkauft seine Güter in Steder im Jahre 1302.
- 25. April 1305: Heinrich Wulfgrove bekennt, daß er Volmar Lange und dessen Ehefrau Oda, Bürger in Peine, sowie dessen Bruder Engelbrecht und Hermann Bunterode einen Hof mit zwei Hufen zu Stederdorf gegen Zahlung überlassen habe. Wahrscheinlich verkaufte Heinrich in diesem Jahre auch die Burg Stederdorf an den Herrn von Oberg. Alter Stadtplan Stederdorf (1862)
- Henricus Wolfgrove, 1325
- Hennig und Heinrich, 1328: Henning und Heinrich der J., Brüder (Henningus unde Hinrik de Junghere brodere geheten Wulfgrove) bekennen, daß sie mit ihrem Bruder Heinrich d. Ä. den Brüdern Konrad und Johannes, Grafen von Wohldenberg (Woldenberge), und deren Neffen (oreme vedderen), dem Grafen Ludolf von Wohldenstein (
- Johann und Heinrich, 1329, Ministerialen und Lehnsmänner des Grafen von Wohldenberg. Die Knappen und Gebrüder Johann und Heinrich Wulfgrove (dicti Wolfgrove) verkaufen dem Cyriacusstifte sieben Hufen und sieben Höfe zu Vallstedt.
- Iohannes Wlfgrove, Knappe, 1335, ebenso Rat zu Braunschweig am 03.10.1335
- Berthold, 1343 und 1353, Dechant
- Die Brüder und Knappen Hennig und Heinrich, 1344; Hennig besaß 4 Hufen in Ilsede sowie 2 Höfe und 3 Hufen in Meerdorf. Heinrich schrieb in einem Brief, daß er den halben Zehnten zu Essighausen verkauft hat. Er läßt diesen dem Grafen von Wohldenberg durch seinen Bruder Johann Wulfgrove auf und bittet, den Ritter Johann von Oberg damit zu belehnen: >Ek Hinrich Wlfgrove de edele knape bekenne alle den, de dussen bref horen unde seen, dat ek hebbe vorkoft den halven tegeden to Esikhusen mid allem rechte unde mid aller nud, de darto hort an dorpe unde an velde ...< Esighusen meint Essinghausen bei Peine. Am Landgraben südlich des Ortes finden sich Reste einer alten Burg. Im gleichen Jahr überläßt Henning seine Güter in Tadensen dem Johann von Oberg.
- 20.01.1360: Der Knappe Henning Wulfgrove bekennt, daß er Henning Wale vier Höfe und drei Hufen mit allem Zubehör in Essinghausen für 22 Mark Braunschweiger Währung auf die Dauer von zwei Jahren verkauft hat.
- Hennigh Wulfgrove und sein Sohn Hans, 11.11.1372: Hennigh Wulfgrove und sein Sohn Hans, Knappen, bekennen, daß sie für 8/4 löthige Braunschweiger Mark (vor achte lodege mark unde enen verdingh brunswikescher wichte unde withe), die bereits bezahlt seien, Hilmar von Oberg (Hilmere van Oberge) und seiner Gemahlin Ilsebe (Ilseben) ihr Dorf Essinghausen (Esikhusen) mit Gericht (gerichte) und allem Recht, so wie sie es von ihrem Herrn, dem Grafen Gerhard von Wohldenberg (Gherde van Woldenberge), zu Lehen gehabt hätten, verkauft haben.
- Jacob, 1394/95, Abt im Michaelskloster bei Hildesheim
Es fällt auf, daß die Wulfgroves im 13. Jh. noch Ritter waren, ihre Nachkommen im 14. Jh. hingegen nur noch Knappen. Manchmal konnte ein Knappe aus finanziellen oder anderen Gründen den Ritterschlag nicht erhalten und blieb sein Leben lang Knappe. In der frühen Neuzeit wurden dann solche Knappen nicht mehr als Adlige anerkannt. Im 14. Jh. scheinen die Wulfgroves nach und nach alle ihre niedersächsischen Güter verkauft zu haben und verschwanden von der Bildfläche, zogen möglicherweise als neue Siedler ins östliche Deutschland.
Es heißt in dem Buche Mittelalterliche Siegel des Urkundenfonds Walkenried von Barbara Klössel-Luckhardt:
>Die Familie gehörte zu den Ministerialen der Grafen von Wohldenberg ... Hoyer ist ab 1238 im Umkreis Bischof Konrads II. von Hildesheim belegt, 1246 als Ritter Hoyerus qui dicitur Wltcrove miles, letztmalig 1251 Hogerus et Bertoldus Wulfgrove. Der 1257 als Hildesheimer Domkanoniker belegte Hoyer dürfte ein Sohn gewesen sein ebenso wie die Ritter Dietrich und Heinrich. Ritter Dietrich d.J. besaß im Gegensatz zum Vater um 1258 kein eigenes Siegel.<
(vollständiger Text: Notum esse volumus presentem paginam inspecturis, quod dominus Hoyerus qui dicitur Wltcrove miles familiaris nobis decimam quandam in Astenbeke videlicet conventui in Dernebrooch ex consensu nostro pro nonaginta marcis obligavit, super quo aposuimus formam nostre bulle.)
Interessant ist hier die Namensform Wltcrove; siehe auch Quellen und Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens, Band 6, S. 380, erschienen 1901.
Betrachtet man das Siegel des Hoger Wulfgrove, so erkennt man einen nach links blickenden Wolf. Das Gebilde darunter könnten Hahnenfedern oder Ähren sein.
Siegel des Hoyer Wulfgrove um 1235
Auf dem Siegel an einem Pergamentstreifen (13. Jh.) steht: Hoyer Wulfgrovinge. Die Rückaufschrift lautet Fratrum Wlfgrovenge super dimidio manso in Stutterlinge. In einer Handschrift aus dieser Zeit (um 1235) heißt es: Theodericus, Themarus et Hogerus, fratres, dicti cognomento Wlfgrovinge - quum Ipsis in annis puerilibus constitutis fratres Sui seniores Bertoldus et Bertrammus 1/2 mansum in Stoterlinge jacentem fratribus Walkenredensibus pro 6 marcis argenti vendiderint et ipsi, non patientes ... (aus Urkundenbuch des Klosters Walkenried, Nr. 204). Darunter findet sich das Siegel der Wulfgrovinge. Im gleichen Buche finden sich der Text: Theodericus, Themarus et Hogerus fratres dicti cognomento Wlfgrovinge omnibus hanc cartam inspecturis. Ad perpetuandam rerum gestarum memoriam utiliter litteris commendantur, que iuste ac rationabiliter ordinantur.
In der Schrift Grafen, Edelherrn und Adel in den Braunschweig-Lüneburgischen Landen im Allgemeinen: Regesten des Braunschweigischen Adels. Nebst Stammbäumen. Zusammengestellt von dem Kammerdirektor Friedrich Freiherr von Löhneysen in Braunschweig (gestorben am 4.5.1878). Vol. 8: Fürstentum Hildesheim wird das Geschlecht Wulfgrove/Wolfgrube unter der Nr. 488 (Band 22) erwähnt.
In unserer Familie wird seit Generationen erzählt, die Wildgrubes würden einem alten Rittergeschlecht entstammen. Mein Großvater hörte davon, als er seine Familie in Schlalach besuchte. Danach soll die Familie bei Calau einst ein Rittergut besessen haben.
![]() | Familie Johann Gottfried Wildgrube Ein Mitglied unserer Familie war der Edelmann Johann Gottfried Wildgrube (1846 Söllichau - 1914 Sibirien), Sohn des Christian Gottfried Wildgrube aus Großwig. Er ging mit seiner Gemahlin nach Bialystock (damals zu Rußland gehörend) und besaß dort eine Wollfabrik. Er erhielt durch den Zaren eine Standeserhebung. Er entstammt ebenfalls der Wildgrube-Linie aus Selbitz. Sein Sohn Johann Gottfried junior (1871-1943) wanderte später zusammen mit seiner Ehefrau in die USA aus, wo noch heute Nachkommen von ihm leben. Das nebenstehende Photo zeigt Familie Johann Gottfried Wildgrube senior im Jahre 1888. Hier seine Ahnen: Eltern: Christian Gottfried Wildgrube (1814 - 1857) und Johanna Rosina Naundorf. Großeltern: Johann Christian Wildgrube (1776 - ?) und Johanne Elisabeth Kadin. Urgroßeltern: Johann Gottlieb Wildgrube (1738 - 1802 Moschwig) und Johanne Barbara Lösche. Alteltern: Christoph Wildgrube und Sophia Elisabeth Küster. Altgroßeltern: Andreas Wildgrube (1681 - 1755 Gröbern) und Maria Quilitzsch. Alturgroßeltern: Martin Wildgrube (1650 Selbitz - 1700 Gröbern) und Ursula Pannier, Heirat 1678 Selbitz. Stammeltern: Andreas Wildgrube (1621 - 1681 Selbitz) und Catharina Hehne (+1666), Heirat 1643 in Selbitz. Stammgroßeltern: Martin Wildgrube (+1631) und Anna. Stammurgroßeltern: Martin "der Alte" Wildgrube (+1612) und Walpurg, siehe weiter unter "Stammlinie". |
Aus einer anderen adeligen Linie in Rußland stammte der 1893 verstorbene Basilius Wildgrube. Dessen Sohn Nikolaus Wildgrube (1854 – 1912) war mit Gräfin Elena Mikuline (1854 – 1918) vermählt, die aus einem alten Fürstenhaus stammte; sie hatten sieben Kinder. Nikolaus Wildgrube war Bauunternehmer, Besitzer einer Mühle, Mitglied im Kreistag von Porkhov und Stadtsekretär. Seine Tochter Olga, geboren 1882, war Hofdame der Gräfin Sophie von Merenberg. Olga heiratet im Jahre 1902 im französischen Cannes den Priestersohn und Theologen Alexis Alexandrovitch Selezneff (geboren am 13. Februar 1870 in Kalouga, Rußland, gestorben 1950), der 1894 auf Wunsch seines Onkels, dem Kaplan der Großfürstin Anastasia, als Subdiakon und Kirchenchorleiter von Rußland nach Cannes reiste und 1910 Sekretär des russischen Vizekonsuls in Cannes wurde.
Der um 1699 geborene Daniel v. Wildgrube aus Großenhain diente als Leutnant im Minckwitz-Regiment und kämpfte im siebenjährigen Kriege, wo er in Gefangenschaft geriet und nach Lübben entlassen wurde.
Im Lustspiele Der Landtag (1777) von Traugott Benjamin Berger wird ein alter adliger Junker namens "von Wildgrub" erwähnt.
Anne Elisabeth v. Wildgrube heiratete um 1665 den aus meißnerischem Uradel stammenden Ritter Ulrich v. Große (1614 - 1686) und lebte mit ihm auf Gut Altenhain (Muldekreis in Sachsen). Sie hatten sieben Kinder. August Wilhelm Bernhardt v. Uechtritz erwähnt dies in seinem Buche Diplomatische Nachrichten, adeliche Familien betreffend aus dem Jahre 1790.
Wildgrubens Kobold in Piesteritz - eine Sage
>Vetter Wildgrube war ein Sonderling und unterschied sich in seinen Ansichten und seiner Lebensführung von den Piesteritzern, zu denen er doch gehörte. Seine Wohnung hatte er außerhalb der Dorfreihe aufgebaut, da, wo es immer noch sumpfig war. Eichen und Erlen, auf denen Eulen ihre Nester hatten, gaben dem Hause, das mit aus Holz geschnitzten Pferdeköpfen geziert war, ein gespenstisches Aussehen. Abends aber wollten die Piesteritzer irrende Lichter um das Haus tanzen gesehen haben. Auch daß vier Wege dorthin führten, ließ die Meinung aufkommen, Wildgrube habe einen Kobold, er stehe mit dem Teufel im Bunde. Darum holte man ihn nicht nur im Dorfe, sondern auch in der weiten Nachbarschaft, wenn Menschen oder Vieh behext waren. Aber jedesmal wurden drei Kreuze hinter ihm gemacht, wenn er seine Beschwörungsformel gesprochen hatte und wieder gegangen war. Abends traute sich niemand, an seiner Wohnungtür vorüberzugehen.
Eines Abends, als die Jugend zum Spinnabend bei Brose Künemann versammelt war, wo immer allerlei Unfug getrieben wurde und die Burschen gern mit ihren Heldentaten prahlten, kam auch das Gespräch auf Wildgrubens Kobold. Man redete dies und jenes über sein Aussehen, seine Herkunft, Wohnung und Wirkung. Da erboten sich zwei besonders großtuerische Burschen, einen nächtlichen Besuch bei Wildgrube zu machen.
Während die anderen aus der Spinnte am Teich warten sollten, schlichen sich die beiden vorsichtig um das Haus herum, in dem ein Licht brannte; Vater Wildgrube war über Land geholt worden und wurde erst spät zurückerwartet. Um in die Wohnung sehen zu können, mußten die Burschen den hohen Bretterzaun ersteigen. Als sie endlich soweit waren, daß sie die Wohnstube überschauen konnten, in der übrigens nichts Sonderbares zu sehen war, gab das Brett, auf dem sie saßen, unter ihrer schweren Last nach; kopfüber fielen beide in eine mit Jauche und Ruß gefüllte Grube. Die Hunde schlugen an, und schnell schlüpften die schwarzen Teufel durch die im Zaun entstandene Öffnung.
Vater Wildgrube, der ihnen begegnete, glaubte wirklich, des Teufels Gesellen zu sehen. Die am Teich wartende Jugend aber überfiel beim Anblick der beiden eine solche Angst, daß sie schleunigst die Flucht ergriffen. Von Wildgrubes Kobold wurde von da an nicht mehr gesprochen.<
Quelle der Sage: Karl Weinhold: Die Geschichte der Gemeinde Piesteritz im Kreise Wittenberg, Piesteritz 1928.